Montag, 25. Mai 2015

Trekking am Gunung Batur

Heute durfe ich (Papa) mal 'Babyfrei' machen! Nachdem wir schon zwischenzeitlich etwas bedauert hatten, dass manche Aktivitäten wie Hochseilgarten, Kanufahren etc mit Baby nicht sinnvoll möglich sind, durfte ich heute alleine 'bergsteigen', und zwar auf einen aktiven Vulkan! Und das an meinem Geburtstag.

Das musste zuerst organisiert werden. Die Tour ist ein von vielen Anbietern und Hotels angebotenes Inselhighlight und wäre ganz einfach dort mit Transfer und Guide zu buchen, aber immer nur ab minimal zwei Personen. Kein Problem, dachte ich, miete ich mir halt einen Fahrer dorthin und dann vor Ort eine Guide.
Denn, das stand schon im Reiseführer, ohne Guide darf man nicht auf den Berg. Also etwas gegoogelt wann und wo man die Guides findet, und aha: Die ersten Suchergebnisse heißen alle ' Batur Mafia'. Die Dorfbewohner haben sich zur 'Mount Batur Trekking Guide Association' zusammengeschlossen, Zitat aus einem Interneteintrag: 'Selbst wenn man den Mount Everest alleine bezwungen hat, ist es nicht gestattet, die 600 Höhenmeter auf den Batur ohne Guide zu gehen'. Leute die einfach mit dem Moped hingefahren und dann alleine losgelaufen sind berichten, dass sie beim Aufstieg arg bedrängt wurden und dann bei Rückkehr ihr Moped mit zerstochenen Reifen vorgefunden haben...

Also habe ich versucht, das Büro der Guides unter der offiziellen Nummer anzurufen und dort einen Preis fürs guiding zu erfragen. Dort sagte man mir aber immer nur: 'Call me on my mobile phone'. Auch nicht vertrauenserweckender...  Aber ich wollte die Tour unbedingt machen, schließlich waren im Netz so tolle Fotos davon zu finden. Der Clou ist nämlich: man startet so früh, dass man den Sonnenaufgang auf dem Gipfel beobachten kann. Was aber im Umkehrschluss bedeutet, dass man sehr früh starten muss, von Lovina aus um kurz vor zwei in der Nacht. Wir hatten daher erst überlegt uns ein Hotel in den Bergen zu nehmen, der Batur liegt schließlich auf halben Weg nach Sidemen, unserer nächsten Station. Aber die Unterkünfte dort oben sind anscheinend eher ziemlich einfach, und dafür der Aufwand mit Packen für eine Nacht war uns zu groß.

Schließlich habe ich dann doch in Lovina ein Tourbüro gefunden, dass uns einen Komplettpreis für Trekking und Transport nach Sidemen gemacht hat. Also erst mich zum Berg, Fahrer zurück nach Lovina, nächster Fahrer dann um acht Yvonne mit Lea abgeholt, wieder zum Berg, mich eingesammelt und dann weiter nach Sidemen, zwischendurch noch einen Tempel besichtigen... Warum einfach wenn es auch kompliziert geht! Aber der Besitzer des Büros hat mir sehr gut alle Optionen, die man bei der Tour hat, erklärt und Tipps gegeben was ich mitnehmen muss. Und als Bonus, nachdem er gesehen hat wie zerstochen unsere arme kleine Lea inzwischen ist, gab es noch das Hausmittel der Balinesen gegen Moskitostiche dazu, ein sehr gut riechendes Öl.

Also um zwei Uhr nachts ging es dann los für mich. Eigentlich wollte ich im Auto schlafen, aber der Fahrer war sehr nett und wir haben über das balinesische Schulsystem, die Bedeutung der Familie und über Politik gesprochen, sehr interessant. Gegen vier Uhr waren wir am Büro der Guidingorganisation. Mein Fahrer hatte mir vorher - ohne zu erklären warum - noch eingebläut, ich solle später sagen ich wäre schon das zweite mal am Berg. Mafia halt, da fragt man nicht zu genau weiter.
Er hat das Geld genommen, ist alleine ins Büro, kam aber mit einer Guidin zurück und alles lief ohne irgendwelche Probleme.

Man darf sich jetzt hier kein einsames Naturerlebnis vorstellen, das frühe Aufstehen schreckt weniger ab als gedacht, die Leute kommen Busweise. Zum Glück war ich recht früh dran, die erste, noch recht flache Strecke war ich völlig alleine mit meinem Guide, in kompletter Dunkelheit, nur im Schein von zwei kleinen Taschenlampen. Der Sternenhimmel war gigantisch!
Nach und nach wurde der Weg steiler und eng. Der Untergrund bestand teilweise aus lockerem Geröll, und man musste öfters ordentlich kraxeln. Wir waren flott unterwegs und liefen schnell auf vorauslaufende Gruppen auf, mein Guide hüpfte wo es ging an den teilweise überforderten Tagestouristen vorbei. Ihre erste Frage, ob wir Pause machen sollten habe ich noch beantwortet mit 'nein ist doch schöner wenn man keine Gruppe vor sich hat', was sie angespornt hat noch schneller zu werden. Als dann aber noch ein sandiges Steilstück kam, musste ich sie bremsen und erst mal eine Pause fordern, war ganz schön anstrengend!
Nach und nach wurde es voller, und hinter uns kroch ein einziger Wurm aus Taschenlampen den Berg hinauf.

Nach gut einer Stunde und ca. 600 Höhenmetern waren wir oben. Es war noch genug Platz um eine Bank zu finden und über die hochgeschleppten Süßigkeiten herzufallen. Man hätte sogar zu gar nicht so extremen Preisen Kaffee und Rührei kaufen können. Nun hieß es auf den Sonnenaufgang warten, komplett durchgeschwitzt auf dem zugigen Gipfel. Ganz schön kalt! Und oh nein, es zogen immer mehr Wolken auf!!!
Also leider nichts mit knallrotem Sonnenaufgang neben dem Vulkan Gunung Agung, nur ein rotes Glimmen. Aber trotzdem wunderschön!

Nachdem es hell wurde sah man erst mal wie viele Leute hier oben waren, ca. 300. Für die meisten ging es aber wieder auf direktem Weg nach unten. Ich hatte den 'long Treck' gebucht, und der führte über den recht schmalen Kratergrad weiter, jetzt waren wir fast alleine! Immer wieder zogen Wolken durch, so dass man links und rechts gar nichts mehr gesehen hat, mystisch und toll!


Die Tour führte nun hinunter auf ein Lavafeld mit tollen Ausblicken auf verschiedene Nebenkrater, jetzt waren die Wolken auch wieder hochgezogen. Der Weg wurde wieder einfach, also erst mal Frühstück! 

Der Vulkan ist noch aktiv, und auf vielen Stellen kommt Dampf aus dem Boden. Dort kann man Eier kochen! Ein kleines Loch buddeln, Eier rein, mit Erde abdecken und 15 min warten, fertig. Meine ersten Vulkaneier haben super geschmeckt!
Die Eier hatte mir übrigens der fürsorgliche Fahrer geschenkt, ich hatte extra noch Toast und Salz mitgebracht. Außerdem Bananen, aber der dummer Touri hat normale Bananen gekauft, die werden nichts im Erdloch. Es hätten Kochbananen sein müssen, um noch Nachtisch zu bekommen. Egal.

Leider fing es nun auch an zu regnen, aber dafür wurde ich mit einem tollen Regenbogen entschädigt, der sich komplett über dem Lavafeld aufgespannt hat.


Weiter ging's, nun wieder steil bergab über Sand, Geröll und Felsen - noch mal echt anstrengend, nun merkte ich den fehlenden Schlaf, und war froh, als wir nach gut fünf Stunden wieder unten waren...

Trotz der Mafia-Strukturen, der vielen Touristen und blöden Wolken ein großartiges Erlebnis. Jeder mit etwas Kondition kann die Tour machen, es ist bei Weitem kein echtes Bergsteigen, aber es war schon anspruchsvoller als ich gedacht hatte.






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